Die im Instituto Cervantes bereitgestellten Stühle reichten nicht, die Mitarbeiter*innen mussten mehrere Stuhlreihen dazustellen, so groß war der Andrang zur szenischen Lesung von María Velascos Die Einsamkeit der Hundesitter (aus dem Spanischen von Franziska Muche und Carola Heinrich) am 22. November in Wien. Mit dieser ersten von zwei szenischen Lesungen haben wir im Rahmen der Messe Buch Wien unsere druckfrische Anthologie Schattenschwimmer. Neue Theatertexte aus Spanien (hrsg. von Franziska Muche und Carola Heinrich, Berlin, Neofelis, 2022) nach Buchpräsentationen in Berlin und auf der Frankfurter Buchmesse auch dem österreichischen Publikum vorgestellt.
María Velascos Stück ist Teil der Anthologie und beschreibt in einer kraftvollen und experimentierfreudigen Sprache das schmerzhafte Ende einer Beziehung. Die Textfragmente und Gedankensplitter wurden vom Regisseur Stefan Schweigert in Zusammenarbeit mit dem Sounddesigner Philipp Pettauer zu Klangbildern ergänzt, die die vielen Innenansichten dieses Trauerprozesses verdeutlichen. Es war eine Freude, die Darstellenden Catherine Dumont, Lukas Haas, Barča Baxant und Georg Schmiechen auf dieser Reise durch Schmerz und Einsamkeit, Rausch und Ekstase zu begleiten.
Wir sind sehr glücklich, dass wir neben dem Instituto Cervantes auch das Theater Spektakel als Spielraum für unsere Veranstaltung gewinnen konnten. Eine Woche später, am 29. November, konnten wir dort eine Lesung des Stücks A.K.A. (Also Known As) des spanisch-argentinischen Autors Daniel J. Meyer (aus dem Spanischen von Carola Heinrich und Hedda Kage) präsentieren.
A.K.A. (Also Known As) ist ein rasanter Monolog aus der Innenperspektive eines Jugendlichen, eine Liebesgeschichte, die zugleich Themen wie Rassismus und strukturelle Diskriminierung aufgreift. Der Protagonist Max wurde vom Darsteller Ivan Vlatkovic grandios zum Leben erweckt, zusammen mit dem Sounddesigner Phillip Pettauer ließ er das Publikum mit viel Musik in die Welt des Jugendlichen eintauchen. Aufnahmen weiterer Figuren ergänzten den vielstimmigen Monolog: Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!
Im Anschluss sprach der Autor Daniel J. Meyer in einem lebendigen Publikumsgespräch mit dem Regisseur Stefan Schweigert und der Übersetzerin und Herausgeberin Carola Heinrich über das im Original zweisprachige Stück (Spanisch und Katalanisch) und seine Übertragbarkeit in unterschiedlichste kulturelle Kontexte. Gedolmetscht hat Hedda Kage, vielen Dank!
Wer jetzt Lust bekommen hat, in die beiden Stücke hineinzuhören, kann das in der Literatursendung Nummer 26 von Radio Orange tun: Ab Minute 14:10 min kann man hier Auszüge aus Die Einsamkeit der Hundesitter auf Spanisch und Deutsch sowie die erste Szene aus A.K.A. (Also Known As) in gleich drei Sprachen – Spanisch, Katalanisch und Deutsch – im O-Ton gelesen von den Autor*innen und Übersetzerinnen hören.
Die beiden Lesungen bildeten den Abschluss der Veranstaltungsreihe panorama #2: übertheaterübersetzen, die übers Jahr verteilt von Mai bis November 2022 mit Werkstätten, Workshops, Lesungen und Podiumsgesprächen in Berlin, Leipzig, Frankfurt am Main, Greifswald und Wien die Arbeit der Übersetzer*innen fürs Theater stärker sichtbar gemacht hat.