Ausschreibung für
Performatives, interaktives Lab zum Thema Schreiben und Übersetzen mit Muttersprache und Zweitsprache im deutsch-tschechischen Kontext
Leitung: Barbora Schnelle und Henning Bochert (Drama Panorama e. V.),
in Zusammenarbeit mit Laura Brechmann und Florent Golfier (tYhle, Prag)
und Anita Jóri (Vilém Flusser Archiv, Universität der Künste Berlin)
Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V. und Florent Golfier von tYhle z.s. veranstalten am 12. März 2021 von 10:00 bis 16:15 Uhr die Online-Version (als Webinar) ihres performativen Sprachlabors zum Thema Mehrsprachigkeit mit dem Titel Schudoma: Ich bin zu Hause (Schreiben und Übersetzen mit Muttersprache und Zweitsprache im deutsch-tschechischen Kontext).
Der Tag beginnt mit einem Impulsvortrag von Anita Jóri (Vilém Flusser Archiv, UdK Berlin) zur Übersetzungspraxis und Gestentheorie des Philosophen Vilém Flusser. Im zweiten Teil widmen sich Barbora Schnelle und Henning Bochert der Thematik des kooperativen Übersetzens anhand ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit an mehreren Dramenübersetzungen, die im Kontext des Festivals Ein Stück: Tschechien und der Edition Drama Panorama beim Neofelis Verlag entstanden sind. Die Vorträge werden durch künstlerische Interventionen der Performerin Laura Brechmann und dem Tänzer Florent Golfier abgerundet, die zusammen mit allen Teilnehmenden Möglichkeiten erforschen, das Gehörte spielerisch zu begleiten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der fachliche und künstlerische Austausch.
Der Tag wird auf Tschechisch und Deutsch stattfinden. Die Teilnehmenden müssen nicht beide Sprachen beherrschen, wir werden die jeweils andere Sprache inklusiv einbeziehen. Teile des Vortrags von Anita Jóri finden auch auf Englisch statt. Wir wünschen uns einen lebhaften Dialog.
Anforderungen
Die Ausschreibung richtet sich an Fachpublikum und an Mehrsprachigkeit Interessierte mit übersetzerischem und/oder literarisch-performativem Hintergrund. Bitte bewerben Sie sich mit folgenden Angaben:
- Eine Kurzvorstellung in fünf Zeilen
- Einige Worte zu Ihrem Interesse an dieser Veranstaltung
- Auflistung Ihrer Sprachkenntnisse
- Ihre Kontaktdaten: E-Mail, Handy-Nummer und Adresse
Bitte senden Sie eine formlose E-Mail mit Betreff „Anmeldung Schudoma“ bis zum 03. März 2021 an: anmeldung@drama-panorama.com. Sie erhalten dann den genauen Ablaufplan und Zugangsdaten für die Zoom-Konferenz. Die Teilnahme ist kostenlos.
Zum Ablauf
09:30 – 10:00 Uhr | Technischer Test, Get-together, Check-in Teilnehmer:innen |
10:00 – 10:30 Uhr | Willkommen und Performative Moderation mit Einführung in die praktische Übung durch Florent Golfier (tYhle) |
10:30 – 11:15 Uhr | Vortrag + Diskussion: Anita Jóri: „Vilém Flussers Sprachphilosophie“ (im Vortrag werden Themen wie Language and Reality, Mehrsprachigkeit, Sprachphilosophie, Übersetzungstheorie und Gesten in Flussers Werk vorgestellt) in Zusammenarbeit mit Vilém Flusser Archiv/UdK Berlin |
11:15 – 11:35 Uhr | Vorstellungsrunde begleitet von Performativer Moderation |
11:35 – 11:45 Uhr | Intervention: Reflexion „Grafik“/tYhle |
11:45 – 12:00 Uhr | Performative Moderation („Tongue Twister“)/tYhle |
12:00 – 12:25 Uhr | Praxis: Bodyscan + Bouncing/tYhle |
12:25 – 12:30 Uhr | Vorstellung des folgenden Zeitplans |
12:30 – 13:30 Uhr | Mittagspause |
13:30 – 15:00 Uhr | Gespräch: Barbora Schnelle und Henning Bochert: „Kooperatives Übersetzen im tschechisch-deutschen Kontext“, Drama Panorama; Dialog mit Teilnehmenden |
15:00 – 15:30 Uhr | Praxis: Florent Golfier/Lala: „Reflexionsraum (off-line)“ |
15:30 – 15:50 Uhr | Abschlussgespräch |
15:50 – 16:10 Uhr | Kurzfilm zum Projekt „Babel-Lab“, entstanden in Zusammenarbeit mit Prof Dr. Barbara Mertins und Studierenden der TU Dortmund |
Zu den Referent:innen
Dr. Anita Jóri ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Vilém Flusser Archiv an der Universität der Künste (UdK) Berlin. 2010 hat Anita Jóri ihr Studium an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest (ELTE) mit einem MA in Geschichte, Pädagogik und angewandter Linguistik abgeschlossen. 2017 promovierte sie zum Thema „The discourse community of electronic dance music“. Im Verlauf ihres Studiums erhielt Anita Jóri verschiedene Stipendien, etwa für Auslandsstudien in Prag, Vilnius und Berlin. Erste Arbeitserfahrung im Vilém Flusser Archiv sammelte sie als „Erasmus+“-Stipendiatin (2011/12) und in den folgenden Jahren als Projektkoordinatorin des „Vilém Flusser Residency Program for Artistic Research“ in Kooperation mit dem transmedialen Festival für Kunst und digitale Kultur (Berlin). Als Linguistin interessiert sie sich insbesondere für Flussers frühe Forschung zu Sprache und Sprachphilosophie und, in diesem Zusammenhang, für seine strukturalen (interkulturellen) Analysen von Sprachen und Sprachfamilien.
Florent Golfier und Laura Brechmann (M. A.): Golfier arbeitet seit mehreren Jahren an seiner Babel-Trilogie und tourt derzeit mit dem ersten Teil, dem Solo „Zápas s jazykem“, durch Tschechien. Er ist gebürtiger Franzose, lebt und arbeitet seit nun neun Jahren in Tschechien und spricht neben Französisch auch Tschechisch, Deutsch und Englisch auf hohem Sprachniveau. Zusammen mit Laura Brechmann, die sowohl künstlerisch wie wissenschaftlich zum Thema „Szenische Forschung“ arbeitet, hat er im Februar 2020 am Psycholinguistischen Institut der TU Dortmund eine erste LAB-Version konzipiert und in Kooperation mit Prof. Barbara Mertins durchgeführt.
Dr. Barbora Schnelle ist Theaterwissenschaftlerin, Übersetzerin und Kulturmanagerin. Sie übersetzt dramatische Texte sowohl aus dem Deutschen ins Tschechische (z. B. Elfriede Jelinek, Peter Handke, Miroslava Svolikova, Wolfram Lotz u. a.) als auch aus dem Tschechischen ins Deutsche (z. B. Roman Sikora, Anna Saavedra, Martina Kinská, Eva Prchalová u. a.). Als Theaterkritikerin beschäftigt sie sich mit mehrsprachigen Inszenierungen (z. B. von Yael Ronen). 2014 gründete sie in Berlin das Festival des tschechischen Gegenwartstheaters Ein Stück: Tschechien, das unter ihrer Leitung seitdem regelmäßig stattfindet und für das sie sprachliche Vermittlungskonzepte entwickelt. Sie arbeitet im Vorstand von Drama Panorama e. V.
Henning Bochert, Autor und Sprachmittler mit 25 Jahren Erfahrung u. a. in der Theaterübersetzung, befasst sich besonders im Rahmen von Drama Panorama mit Fragen der Kulturmittlung, erkundet Differenzen und versteht sie als Bereicherung. Das Thema Mehrsprachigkeit spielt seit 2012 eine wichtige Rolle in seinen Projekten, die eine Anbindung an die Forschung suchen. Zusammen mit Barbora Schnelle produziert er das Festival Ein Stück: Tschechien und arbeitet im Vorstand von Drama Panorama e. V.
Olesia Vitiuk arbeitet als freie Kuratorin und Kulturmanagerin und beteiligt sich am Projekt als Moderatorin. Ihre Spezialgebiete sind kultureller Austausch zwischen Deutschland und den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland. Außerdem leitet Olesia in 2021 die Produktion des aktuellen Projekts von Drama Panorama e. V. mit dem Titel panorama #1: übertheaterübersetzen.
Zu den Veranstaltern
Drama Panorama
Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V. ist ein offenes Forum für internationale Theaterübersetzer*innen und andere Theaterschaffende. Als gemeinnütziger Verein setzt sich Drama Panorama für die Anbindung der Sprachmittlung an den praktischen Theaterbetrieb ein. Drama Panorama arbeitet auch kuratorisch und beteiligt sich an internationalen Koproduktionen.
Zusammen mit dem Neofelis Verlag hat der Verein die Buchreihe Drama Panorama gegründet, in der neue, übersetzte Theaterstücke erscheinen. Der erste Band – Von Masochisten und Mamma Guerillas: Neue tschechische Dramatik – erschien 2020. 2021 erscheinen weitere Anthologien, u. a. Theaterstücke des tschechischen Dramatikers Roman Sikora. Mehr unter:
https://neofelis-verlag.de/verlagsprogramm/reihen/drama-panorama
Darüber hinaus entwickelt Drama Panorama Theaterprojekte, die sich mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Im September 2018 hatte die Produktion 67/871 – Leningrader Blockade – Tragödie und Mythos in Berlin Premiere, eine Zusammenarbeit von Drama Panorama und dem russischen Theater Pokolenyi. Mit dem Projekt Afropéennes – Afropäerinnen präsentierte Drama Panorama im Herbst 2020 eine literarisch-performative Veranstaltungsreihe mit afrodiasporischen Theatertexten aus Frankreich und Belgien, die sich das Konzept der „Afropéanité“, einer afro-europäischen Identität, auf unterschiedliche Weise künstlerisch aneignen.
Das vorgestellte performative Lab SCHUDOMA ist zugleich eine Begleitveranstaltung zum mehrteiligen Projekt panorama #1: übertheaterübersetzen, das unter der Leitung von Drama Panorama in 2021 stattfindet, gefördert aus den Mitteln des Programms Neustart Kultur des Deutschen Übersetzerfonds.
tYhle
tYhle ist ein in Tschechien ansässiges Kollektiv tschechischer und französischer Künstler:innen. Es ist eine Plattform für Performance, Tanz, Physical Theatre und die visuellen Künste. Die vier Künstler:innen eint der Wille zum Experiment und die Verpflichtung, in ihrer Kunst Grenzen zu überwinden. Nach bereits drei Jahren intensiver Zusammenarbeit der Performer Lukáš Karásek und Florent Golfier gründete sich das Kollektiv 2015 in Brünn. Später stießen die Lichtdesignerin Zuzana Režná und die Bühnenbildnerin/Choreografin Marie Gourdain hinzu. Der Name „tYhle“ wurde durch die Y-Generation inspiriert. Der Buchstabe „Y“ kann zudem graphisch als Treffpunkt verschiedener Linien, Richtungen, Inspirationen und Hintergründe gelesen werden. Ein Hauptziel des Kollektivs ist es, Brücken zwischen seinen zwei Kulturen zu bauen.
Diese Zusammenarbeit von Drama Panorama (Berlin) und tYhle (Prag) ist ein unmittelbares Ergebnis der Netzwerkprogramms PRALIN (Prager Initiative für die freie Szene von Nová síť Prag und Performing Arts Programm des LAFT Berlin) und ist Teil des Projekts Babel-Labor von tYhle.
Für die Förderung unserer Veranstaltung bedanken wir uns bei folgenden Institutionen: