Werkstatt: Einführung in die Praxis des Theaterübersetzens am Beispiel „Die perverse Margaret“ von Tomáš Dianiška

im Rahmen von Ein Stück: Tschechien: Nachlese 2024

mit Barbora Schnelle und Henning Bochert

Wann: 09.10.2024, 14-17 Uhr

Ort: Theater unterm Dach, Danziger Str. 103, 10405 Berlin

Barbora Schnelle und Henning Bochert am Tisch vor Mikrofonen.
Bochert, Schnelle | Foto: DTZF

Beschreibung

Die Übersetzerin Barbora Schnelle und der Übersetzer Henning Bochert geben in einem dreistündigen Workshop Einblicke in die theaterübersetzerische Praxis. Sie führen allgemein in das Thema Theaterübersetzen ein (Arbeitsfeldbeschreibung, Voraussetzungen, Akquise, Finanzielles usw.) und setzen sich dann im zweiten Teil explizit mit ihrer Zusammenarbeit an der Übersetzung des Theaterstücks Die perverse Margaret von Tomáš Dianiška auseinander. Hier berichten sie von ihrer Arbeit mit dem Autor, ihrer gemeinsamen Arbeit in zwei Erstsprachen und dem Transfer aus dem Tschechischen mit seinen sprachlichen Besonderheiten. Seit 10 Jahren veranstalten sie zusammen das Festival Ein Stück: Tschechien und haben den gemeinsamen Prozess beim Übersetzen und Redigieren immer weiter verfeinert.

Der Workshop bietet Einblicke in die Entstehungsprozesse einer Theaterübersetzung. Das Ergebnis kann man dann live erleben und die szenische Lesung des neu übersetzen Stücks Die perverse Margaret in der Regie von Daniel Brunet am Freitag, den 11.10.2024 im Theater unterm Dach um 20:00 Uhr erleben.

Der Workshop richtet sich an alle, die sich für das Thema Theaterübersetzen interessieren und die schauen wollen, wie eine Theaterübersetzung entsteht und der performativen Praxis verifiziert werden kann. Tschechisch-Kenntnisse sind keine Voraussetzung.

Behandelte Fragestellungen

Welche Sprache wählt der Autor in seinem Stück? Wie findet sich dafür eine Entsprechung im Deutschen? Welche Faktoren müssen berücksichtigt werden? Welche Unterschiede gibt es beim Übersetzen performativer Sprache im Unterschied zu anderen Gattungen, zum Beispiel Prosa? Wie ist der Produktionsprozess beim Übersetzen von Theatertexten zu berücksichtigen? Was bedeuten Sprechtext und Regieanweisung, Figurenrede, Haltung, Situation? Und wie fließt die Kommunikation im Theatertext? Wie funktioniert die Arbeit im Tandem, wenn der Partner die Ausgangssprache nicht spricht? Wie ergänzen sich die Positionen?

Die Werkstatt wird für bis zu zwanzig Teilnehmer*innen ausgeschrieben.

Die Werkstatt findet auf Deutsch statt.


Autor Tomáš Dianiška | Foto: David Turecký

Tomáš Dianiška (*1984) studierte Schauspiel an der Theaterfakultät der Akademie der Musischen Künste in Prag und wurde Ensemblemitglied des F. X. Šalda-Theaters in Liberec, wo er mehr als 30 Rollen spielte. Er ist Hauptautor und Schauspieler des F. X. Kalba-Theaters, das ursprünglich als „Punk-Ableger“ des F. X. Šalda-Theaters gegründet wurde, sich aber später verselbständigte und mit dem Palmovka-Theater fusionierte. Als Autor beteiligte er sich an den Produktionen Zvrhlá Margaret (dt. Die perverse Margaret) und House of Love 2: Návrat hezkých hochů (dt. House of Love 2: Rückkehr der schönen Knaben) im Theater A studio Rubín. Für das F. X. Šalda-Theater in Liberec schreib er Googling and FuckingMickey Mouse je mrtvý (dt. Mickey Mouse ist tot), LSDownLogo, Dianiška je Bůh (dt. Dianiška ist Gott) und Atomová kočička (dt. Atomkatze).

Barbora Schnelle | Foto: Jan Handrejch

Barbora Schnelle ist eine aus Tschechien stammende Theaterübersetzerin, Dramaturgin, Theaterkritikerin, Kulturmanagerin und Herausgeberin. Sie studierte Theaterwissenschaft und Ästhetik/Kulturwissenschaft in Brno, Berlin und Wien. 2001 promovierte sie am Institut für Theaterwissenschaft der Masaryk Universität in Brno mit ihrer Arbeit über die Theaterstücke Elfriede Jelineks (als Buch: Elfriede Jelinek a její divadlo proti divadlu/Elfriede Jelinek und ihr Theater gegen das Theater, Brno, 2006) und arbeitete hier als Universitätsassistentin. Sie ist Mitgründerin der „Internet-Theaterzeitschrift der sachlichen Wut“ Yorick. Seit 2001 lebt sie in Berlin und arbeitet als freischaffende Übersetzerin (Stücke von Elfriede Jelinek, Thomas Bernhard, Peter Handke, Werner Schwab, Maxi Obexer, Kathrin Röggla, Mehdi Moradpour, Wolfram Lotz, Sivan Ben Yishai u. a. ins Tschechische und Stücke von Roman Sikora, Eva Prchalová, Kateřina Rudčenková, Tomáš Dianiška u. a. ins Deutsche). 2009 gründete sie zusammen mit Antje Oegel den Verein „Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater“, in dessen Rahmen sie seitdem Veranstaltungen und Workshops durchführt. 2014 gründete sie in Berlin das Festival neuer tschechischer Dramatik „Ein Stück: Tschechien“, das sie seitdem leitet und kuratiert. Als Gastdozentin unterrichtet sie an der Masaryk Universität in Brno und der Humboldt-Universität zu Berlin. 2018 erschien die von ihr herausgegebene Anthologie der tschechischen Gegenwartsdramatik Von Masochisten und Mamma-Guerillas im Neofelis Verlag.

Henning Bochert | Foto: Graham Hains

Henning Bochert. Nach dem Schauspieldiplom an der UdK 1994 Produktionen u. a. in Berlin, Frankfurt am Main, Zürich. Seit 1996 zahlreiche Übersetzungen u. a. im Bereich Film und dramatischer Literatur, z. B. Theaterstücke von Eve Leigh, Dawn King, Carlos Murillo, George Brant, Dead Centre, Adam Rapp, Neil Simon, Martin Heckmanns, Christoph Hein, Ingrid Lausund. Seit 2013 ist er im Vorstand von Drama Panorama und seit 2014 leitet er mit Barbora Schnelle das Festival Ein Stück: Tschechien. 2021 hat er mit Barbora Schnelle die Veranstaltungen zu Mehrsprachigkeit im Theater in der Reihe panorama #1: übertheaterübersetzen geleitet, 2023 mit Katharina Rösch. Henning Bochert ist staatlich geprüfter und ermächtigter Übersetzer. 2023 war er Kokurator beim Literaturübersetzungsfestival translationale berlin 2023. Einige Jahre in Los Angeles brachten Erfahrungen als Synchronübersetzer und -regisseur im Spielfilmbereich. Diverse Stipendien vom Deutschen Übersetzerfonds, dem Goethe-Institut, der VG Wort, dem Berliner Senat. Er ist Vorstandsmitglied des Künstlernetzwerkes raum4-netzwerk für künstlerische alltagsbewältigung e. V., wo er vorwiegend als Dramaturg für internationale Produktionen tätig ist, außerdem Mitglied von VTheA, Weltlesebühne, The Fence, VdÜ und BDÜ sowie der International Susan Glaspell Society. Er schreibt Lyrik, Prosa und Theatertexte, z. B. Permeance (2021) oder Viktors Visionen (2017) und Aschenputtel (2008). Zuletzt erschien Die Rose im Sand (Dörlemann, Zürich 2023). Mehr hier: www.henningbochert.de. Agentur: www.bochert.com


Eine Veranstaltung von Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V. in Zusammenarbeit mit dem Theater unterm Dach Berlin, dem Tschechischen Zentrum Berlin und der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin

Gefördert vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Senatskanzlei Berlin.

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