Lesung Himmelweg von Juan Mayorga (ES), Buchvorstellung, Podium

19. Oktober 2022, 20:00 Uhr, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt

Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold

Dimitris Papanikolaou und Nikos Psarras (v.l.) in Juan Mayorga: Himmelweg. 07.06.2019, Peiraios 260, Athens Epidaurus Festival, Athen, Griechenland, Regie: Elena Karakouli. © Evi Fylaktou.

Der druckfrische Band Schattenschwimmer. Neue Theatertexte aus Spanien (Neofelis Verlag) wird in Zusammenarbeit mit dem Theater Heidelberg auf der Buchmesse Frankfurt präsentiert.  
Am Nachmittag um 16 Uhr wird das Buch im Rahmen der szenischen Lesung von María Velascos Stück Ich will die Menschen ausroden von der Erde (in der Übersetzung von Franziska Muche) kurz im spanischen Pavillon vorgestellt und am selben Abend um 20 Uhr im Künstlerhaus Mousonturm.

Im Zentrum der Buchpräsentation steht die szenische Lesung des Stücks Himmelweg des Dramatikers und Theaterleiters Juan Mayorga (in der Übersetzung von Stefanie Gerhold), der zu den wichtigsten Persönlichkeiten der spanischen Theaterszene gehört. Himmelweg wurde bereits 2003 verfasst und ist sein weltweit meistgespieltes Stück, nur ins Deutsche wurde es bisher nicht übersetzt. Es handelt von Illusion und Wirklichkeit, vom Wesen des Theaters und von Theresienstadt.

Ein Delegierter des Internationalen Roten Kreuzes besucht ein Konzentrationslager. Auf einem Rundgang präsentiert man ihm heile Welt: Flaneure im Park, spielende Kinder, bunte Luftballons. Doch kleine Unstimmigkeiten irritieren den Besucher. Was zunächst wirkt wie ein Theaterstück über das von den Nazis als „Vorzeigelager“ genutzte Theresienstadt, ist ein dramaturgisch vielschichtiger Text, der die propagandistische Täuschung zur Ausgangslage nimmt für verstörende Fragen: Wie inszeniert ist unsere Wirklichkeit? Sind wir Teil eines Spiels? Wo ist die Grenze, ab der wir nicht mehr mitmachen?
Der auch im Original titelgebende „Himmelweg“ war der zynische Euphemismus für die Rampen zu den Gaskammern.

Himmelweg reflektiert ein für Deutschland wie für Spanien gleichermaßen virulentes Thema: die Auseinandersetzung mit der nicht zu bewältigenden Vergangenheit. Es geht um Erinnerungskultur, und in welchen Narrativen das Theater sie verhandelt. Der Welterfolg steht nun erstmals dem deutschsprachigen Theater und interessierten Lesern in der Anthologie Schattenschwimmer zur Verfügung.

Im Anschluss an die vom Theater Heidelberg eingerichtete Lesung findet ein Podiumsgespräch zum Thema Deutungshoheit und Tabu. Erinnerungskulturen im Vergleich statt. Wer ringt wie um die Deutungshoheit gesellschaftlicher Selbsterzählungen? Welche Tabus kennt unsere Erinnerungskultur? Was bleibt dadurch ungesagt?

Moderiert wird das Gespräch mit dem Autor Juan Mayorga (Zoom), der deutschen Übersetzerin Stefanie Gerhold, und der auf Antisemitismus im Kulturbetrieb spezialisierten Stella Leder von dem Dramaturgen und Soziologen Martin Valdés-Stauber (Münchner Kammerspiele und Ko-Kurator des Heidelberger Stückemarkts und des Spanienprogramms im Bereich Tanz und Theater auf der Buchmesse).

Einrichtung: Jürgen Popig
Darstellende: Sandra Bezler, Hendrik Richter, Esra Schreier, Olaf Weißenberg, Martin Wißner
Buchvorstellung: Carola Heinrich, Franziska Muche, Matthias Naumann
Podium: Martin Valdés-Stauber (Moderation), Juan Mayorga (Zoom), Stefanie Gerhold, Stella Leder


Zum Autor

Juan Mayorga, geb. 1965 in Madrid, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dramatikern Spaniens, ist darüber hinaus Regisseur und Dozent und leitet seit einigen Jahren den Masterstudiengang Szenisches Schreiben an der Universidad Carlos III in Madrid. Seit 2018 ist er Mitglied der Real Academia Española und derzeit künstlerischer Leiter des Madrider Teatro de La Abadía. Himmelweg ist sein international erfolgreichstes Stück; es wurde mehrfach übersetzt und mit zahlreichen Preisen bedacht. Uraufgeführt 2003 im Teatro Alameda in Málaga wurde es unter anderem auch am Centro Dramático Nacional in Madrid und dem Royal Court Theatre in London gespielt. Die deutsche Erstaufführung fand am 02. Juli 2022 in Dinslaken statt. Juan Mayorga wird am 29. Oktober 2022 mit dem renommierten Prinzessin-von-Asturien-Preis ausgezeichnet.

Juan Mayorga © Miguel Lizana Barco

Eine Kooperation von Drama Panorama und dem Instituto Cervantes.
Eine Veranstaltung von Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V. im Rahmen des Projekts panorama #2: übertheaterübersetzen, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Programms Neustart Kultur, und die Botschaft von Spanien in Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Theater und Orchester Heidelberg, Neofelis Verlag Berlin, Instituto Cervantes, taz.die tageszeitung.
In Kooperation mit dem künstlerischen Forschungsbereich „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart“ der Münchner Kammerspiele.

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