EIN STÜCK: TSCHECHIEN 2021

Live-Talks statt Gastspiele

Die für EIN STÜCK: TSCHECHIEN 2020 geplanten Gastspiele aus der Prager freien Theaterszene von Depresivní děti touží po penězích mit Der Untergang des Hauses Usher und Lachende Bestien mit SEZUAN (basierend auf Brecht) konnten wegen der eingeschränkten Reisefreiheit nicht stattfinden. Da sich die Planung auch in diesem Sommer weiterhin schwierig gestaltet, laden wir am 07. Juni Jakub Čermák von den Depressiven Kindern und am 14. Juni Michal Hába von Lachende Bestien dazu ein, sich und ihre Arbeiten jeweils in Online-Gesprächen vorzustellen. Gewürzt sind diese Gespräche mit kurzen Filmen, Musik aus den Inszenierung und Videoclips zur Arbeit der Künstlergruppen. Am 21. Juni schließlich sprechen wir dann mit Vertreter*innen der freien Szenen aus Berlin und Prag über ihre aktuelle Situation und Arbeitsbedingungen.


07.06.2021, 17:00 Uhr – Livestream mit Q&A auf der Website von Ballhaus Ost

„Depressive Kinder“ führen durch das Prager Kulttheater Venuše ve Švehlovce

Die Theatergang Depresivní děti touží po penězích (dt. Depressive Kinder gieren nach Geld) sollte eigentlich in Ballhaus Ost mit der Inszenierung Der Untergang des Hauses Usher im Rahmen des Festivals EIN STÜCK: TSCHECHIEN gastieren. Statt zum Berliner Publikum nach Berlin zu reisen, nimmt sie uns mit nach Prag auf eine sinnlich-satirische Tour durch ihre Spielstätte, den Theater-Kultraum Venuše ve Švehlovce (dt. Venus in Švehlovka). Der alte Ballsaal, im Stil des Rondokubismus erbaut, befindet sich im Prager Szeneviertel Žižkov.

Auf Tschechisch und Deutsch mit Verdolmetschung in beide Sprachen, Livestream auf der Website von Ballhaus Ost mit Q&A


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Depressive Kinder proben in Venuše ve Švehlovce | Foto: Depresivní děti touží po penězích

Schauen Sie mit uns hinter die Kulissen einer Bühne, die zwar leer, aber voller Sehnsucht nach Theater und Publikum ist. Sie werden in die intimsten Räume geführt und entdecken das Innenleben eines Theaterorganismus, der alternative Überlebensstrategien entwickelt. Was machen die Schauspieler*innen, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen? Und findet tatsächlich kein Theater statt?

Anschließend sprechen wir mit dem künstlerischen Leiter und Regisseur des Theaters Jakub Čermák, dem diesjährigen Preisträger des Preises der Theaterkritik in der Kategorie „Theater in der Pandemie“, über die Arbeit seiner „Gang“ und seine aktuellen Projekte.

Die Theatergang Depresivní děti touží po penězích (dt. Depressive Kinder gieren nach Geld) wurde 2004 unter der künstlerischen Leitung von Regisseur Jakub Čermák gegründet und arbeitet zwischen Happening, Performance, Site Specific, Video Art und  Schauspiel. Als Vorlage dienen oft klassische Stoffe, die experimentell adaptiert werden – so auch in der Inszenierung Der Untergang des Hauses Usher (2018). Hier nimmt sich Čermák der klassischen Horrorerzählung von E. A. Poe an, das Geschehen situiert er aber im Sudetenland, das nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung zur Geisterlandschaft mutierte. Das Theater arbeitet auch immersiv – z. B. konnten die Zuschauer*innen in der Performance Bordel L’amour (2018) in privaten Räumen verschiedene Formen von Liebe erleben. Čermák erhielt 2020 den tschechischen Preis für innovatives Theater Česká divadelní DNA für seinen Beitrag zum neuen Theater, und 2021 wurde seiner Video-Adaption von Pest von Albert Camus unter dem Titel (MEMENTO) Mor der Preis der Theaterkritik für das beste Theater in der Pandemie zuerkannt.

Livestream-Aufnahme vom 07.06.2021 mit Gespräch mit Jakub Čermák und einer kommentierte (und untertitelte) Führung durch die Prager Spielstätte Venuše ve Švehlovce können Sie auf dem YouTube-Kanal von Drama Panorama und hier anschauen:

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14.06.2021, 17:00 Uhr – Livestream auf der Website von Ballhaus Ost mit Q&A

Lachende Bestien – ein Konzertgespräch

In den Inszenierungen der Prager Theatergruppe Lachende Bestien geht es um Kapitalismuskritik, um Auseinandersetzungen mit einer Welt, die programmatisch ausbeuterische Strukturen schafft. Eigentlich sollte die Gruppe in Berlin ihre gefeierte Brecht-Adaptation SEZUAN (basierend auf Brecht) zeigen – da es pandemisch bedingt nicht geht, laden der Regisseur Michal Hába und der Musiker und Performer Jindřich Čížek zu einem exklusiven Konzertgespräch in ihr Prager Studio ein – „onlive“, mit Publikumsgespräch.

Auf Tschechisch und Deutsch mit Verdolmetschung in beide Sprachen, Livestream auf der Website von Ballhaus Ost mit Q&A

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Jindřich Čížek (links) und Michal Hába beim Berliner Gastspiel der Inszenierung „Ferdinand“! | Foto: Drama Panorama

Lachende Bestien ist eine freie Theatergruppe aus Prag, die unter der künstlerischen Leitung von Michal Hába seit 2011 existiert. Gegründet in der Eliade-Bibliothek des Theaters Am Geländer (Divadlo Na zábradlí) in Prag zeigte sie hier ihre erste Inszenierung 120 Tage der Freiheit (Nová-síť-Preis für den Performer Michal Hába). Seit der Spielzeit 2015/2016 ist die Gruppe dauerhaft im Theaterraum Venuše ve Švehlovce beheimatet. Zu weiteren wichtigen Inszenierungen gehören die tschechische Uraufführung des Stücks Pornogeographie von Werner Schwab (Josef-Balvín-Preis) oder die Havel’sche Inszenierung Ferdinand! (Ferdinande!), die im Geiste von Havels Einaktern das Thema des Intellektuellen im öffentlichen Raum aufgreift. 2017 inszenierte die Gruppe unter dem Titel SEZUAN (basierend auf Brecht) eine Adaption des Stücks Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht im Stil eines grotesk verfremdeten, appellativen Theaters. Hábas jüngste Inszenierung Helden der kapitalischen Arbeit (2020, Divadlo Komedie) greift das Thema von prekär bezahlter Arbeit auf. Der Stil von Lachende Bestien wird stark durch die Musik und Live-Auftritte des Komponisten und Multiinstrumentalisten Jindřich Čížek geprägt.


Livestream-Aufnahme vom Gespräch mit Michal Hába und Jindřich Čížek, begleitet von den Songs aus ihren gemeinsamen Inszenierungen können Sie auf dem YouTube-Kanal von Drama Panorama und hier anschauen:

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21.06.2021, 17:00 – 18:00 – Livestream auf der Website von Ballhaus Ost mit Q&A

Wie geht es der freien Theaterszene in Berlin und Prag?

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Speeddating beim Malá-inventura-Festival 2020 | Foto: Henning Bochert

Das Festival-Team lädt Theatermacher*innen aus der Berliner und Prager freien Szene zu einem Live-Talk ein und fragt nach: Welche Position haben die freien Szenen in den Theaterlandschaften der beiden Städte? Wie hat die Pandemie die Arbeitsstrukturen, Probenprozesse usw. verändert? Welche Überlebensstrategien entwickelt man? Migriert das Theater in den digitalen Raum oder sucht es nach anderen Alternativen? Wie stark konnten die Hilfepakete Existenzen sichern? Wie veränderten sich die Antragsverfahren für Theaterprojekte? Und welche Ziele setzen sich Verbände, die die Interessen der freien Szene vertreten? Wo müssen die Arbeitsbedingungen verändert und die Strukturen gestärkt werden?

Ein Gespräch mit Prager und Berliner Theatermacher*innen aus der freien Szene und Vertreter*innen von PAP Berlin und Nová síť Prag (die zusammen das Austauschprogramm PRALIN ins Leben gerufen haben).

Gäste:

Petr Kiška | Foto: Nová síť

Petr Kiška ist Kulturmanager mit Erfahrungen aus dem Bereich Kulturzentren, Musik, Tanz und Theater. In der Netzwerkorganisation Nová síť arbeitet er als Projektberater.

Elsa Lindig | Foto: Benjamin Hillebrand

Elsa Lindig machte erste Theatererfahrungen in Weimar, Amsterdam und Berlin und studierte Theaterwissenschaft in Erlangen und Gießen. In ihrer künstlerischen Arbeit bewegt sie sich auf der Grenze von künstlerischem Protest und politischem Theater, versucht das Theater und den öffentlichen Raum zu verbinden und interessiert sich für partizipative Formen von Performance.
Sie ist Mitbegründerin und Teil des Performancekollektivs Hysterisches Globusgefühl.
Außerdem arbeitete sie für Performancegruppen wie God’s Entertainment, Theatrale Subversion, Flinn Works und Interrobang. Seit 2018 lebt sie in Berlin.

Julia Brettschneider | Foto: David Beecroft

Julia Brettschneider studierte Anglistik und Germanistik in Hamburg und von 2001 bis 2004 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, Puppenspiel. Von 2006 bis 2012 war sie als Schau- und Puppenspielerin am Theater Aachen engagiert. Mit ihrem Kindertheater-Performance-Kollektiv ZIRKUSMARIA realisiert sie seit 2009 eigene Projekte und ist seit 2012 freischaffend tätig. 2020 wurde ZIRKUSMARIA für ihre Inszenierung „Das hässliche Entlein“ mit dem Ikarus-Preis ausgezeichnet. Julia Brettschneider inszeniert am Theater Aachen, am tjg Dresden, Theater Chemnitz und am tdjw Leipzig.  Sie ist Mitglied der Klezmer-Punk-Band Trio Igra.

Caroline Galvis | Foto: Jens Thomas

Caroline Galvis arbeitet seit 2019 als Kulturmanagerin beim Performing Arts Programm Berlin. Neben anderen überregionalen und internationalen Austausch- und Netzwerkformaten betreut sie das Austauschprojekt PRALIN, das die freien darstellenden Künste in Prag und Berlin miteinander vernetzt. Auch ihre eigene freie Theaterarbeit nimmt internationale Verbindungen in den Fokus, zuletzt mit Rule of Three Collective, einer britisch-irisch-deutschen Theatergruppe, deren Mitbegründerin sie ist.

Nela Kornetová | Foto: Jan Hajdelak Husták

Nela H. Kornetová ist freie Performance-Künstlerin. Nach Abschluss der Janacek-Akademie für Musik und Darstellende Kunst 2010 und der Norwegischen Theaterakademie 2013 war sie 2014 DanceWEB-Stipendiatin (ImpulsTanz, Wien). Sie ist künstlerische Leiterin der Performancegruppe T.I.T.S. Diese arbeitet mit Themen, die das Publikum instinktiv ansprechen, indem sie atmosphärische Performances schaffen, mit welchen sie die Grenzen von Live-Kunstformen unter Verwendung von körperlichen, visuellen und klanglichen Mitteln erkunden. 2020 wurde Kornetová für den Thalia-Preis nominiert und erhielt für die Produktion „Badman“ den Divadelní-Noviny-Preis für die beste Produktion im freien Theater.

Katharina Schmitt | Foto: Merav Maroody

Katharina Schmitt, geboren 1979 in Bremen, studierte Theaterregie an der Prager Akademie der Künste, an der sie 2021 auch promovierte. Sie arbeitet als Regisseurin und Dramatikerin in Theater, Oper und Performance. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit Beziehungen von Sprache, Körpern und Gewalt und zeichnen sich durch hybride Formgebung aus. Sie hat für internationale Theater und Festivals gearbeitet, u. a. das Haus der Kulturen der Welt Berlin, das Thalia Theater Hamburg, die Münchener Biennale, das Schauspiel Leipzig, das Festival Musica Straßburg, das Watermill Center New York und das Nationaltheater Prag.


Henning Bochert, Barbora Schnelle | Foto: Karen Witthuhn

Moderation: Barbora Schnelle und Henning Bochert, Dolmetscherin: Christina Frankenberg

Christina Frankenberg | Foto: Karolina Vacková

Das Austausch-Gespräch zwischen der Prager und Berliner freien Theaterszene finden Sie in voller Länge auf dem YouTube-Kanal von Drama Panorama und hier:

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In Zusammenarbeit mit Ballhaus Ost und dem Tschechischen Zentrum Berlin.

Gefördert durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

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