Übersetzen als Praxis der Dekolonisation

Übersetzen als Praxis der Dekolonisation
Werkstatt, szenische Lesung und Podiumsgespräch
23. April 2021

Tak – Theater Aufbau Kreuzberg

11:00 Uhr Übersetzen postkolonialer Dramatik*
Übersetzungswerkstatt
19:00 UhrAfropäerinnen
Buchpräsentationen
20:00 UhrLesung + Gespräch (deutsch/französisch) mit Penda Diouf,
Annette Bühler-Dietrich, Theresa Henning, Yannic Jentzsch,
Charlotte Bomy und Lisa Wegener

Übersetzen als Praxis der Dekolonisation
Die Werkstatt knüpft thematisch an die Veranstaltungsreihe „Afropéennes – Afropäerinnen“ (2020) sowie den Band Afropäerinnen (2021) aus der Reihe Drama Panorama – Neue internationale Theatertexte an. Die Anthologie versammelt Werke von Laetitia Ajanohun, Rébecca Chaillon, Éva Doumbia und Penda Diouf in deutscher Übersetzung. Was diese zeitgenössischen Theaterautorinnen verbindet, ist die Suche nach einer neuen Schwarzen Identität und Geschichtsschreibung in Europa, die den Blick auf die Auswirkungen eines jahrhundertealten kolonialen Erbes lenkt und das Selbstbewusstsein afrikanischer Künstler*innen in der Diaspora stärkt. Auch die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland ist von rassistischen Ressentiments, Sexismus und anderen Machtasymmetrien geprägt. Übersetzen bedeutet hier eine behutsame Verpflanzung in ein anderes sprachliches Referenzsystem, andere Debatten, andere Koordinaten – mit gemeinsamen Bezugspunkten.
Weitere Informationen gibt es hier und hier.

Werkstatt (11:00 Uhr, Online)
Kurze Textausschnitte zeitgenössischer Theatertexte und ihre Übersetzungen bilden die Grundlage für eine Diskussion über Erscheinungsformen postkolonialer Dramatik. Gattungsspezifische Aspekte, aktuelle Begrifflichkeiten und rassismuskritische Diskurse sollen ebenso beleuchtet werden wie Fragen der Textproduktion, Vermittlung und Repräsentation: Wer spricht und aus welcher Position, welchem Kontext heraus? Welche Institutionen sind an der Vermittlung beteiligt? Wie gestaltet sich kritisches Hinterfragen der eigenen Rolle? Wie kann verbündete Kooperation aussehen?

Die Werkstatt wird von Charlotte Bomy und Lisa Wegener moderierend begleitet.

Buchpräsentation (19:00 Uhr, Online)
Um 19:00 Uhr findet die Buchpräsentation von „Afropäerinnen. Theatertexte aus Frankreich und Belgien“ statt – mit Inputs von den Herausgeberinnen und Beteiligten. Der Band erscheint im April 2021 im Neofelis Verlag und enthält vier Texte von vier französischsprachigen Autorinnen (Laetitia Ajanohun, Rébecca Chaillon, Penda Diouf und Éva Doumbia), die erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.

Moderation: Charlotte Bomy und Lisa Wegener
Gäste: Penda Diouf, Annette-Bühler Dietrich
, NN

Lesung (20:00 Uhr, Online)
In ihrem neuen Stück Pistes… (aus dem Französischen von Annette Bühler-Dietrich) reist die Autorin Penda Diouf von Paris nach Namibia, um ihrer Erinnerung und ihrer eigenen Identität nachzuspüren. Doch die Weite der Namib-Wüste und das gleißende Licht bergen das brutale Erbe der deutschen Kolonialherrschaft, deren Verbrechen an Hereros und Namas als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gelten.

Mit: Penda Diouf, Theresa Henning und Yannic Jentzsch
Regie: Theresa Henning

in Deutsch mit französischen Auszügen

Kurzbiografien

Penda Diouf
ist Dramatikerin und leitet eine öffentliche Bibliothek. Ihre Stücke wurden an zahlreichen Theatern in Frankreich aufgeführt, darunter Le Tarmac, La Huchette und Le Théâtre Jean Vilar de Vitry-sur-Seine.  Mit Anthony Thibault gründete Penda Diouf das Festival „Jeunes textes en liberté“, das zeitgenössische Theatertexte fördert. In der Zusammenarbeit mit der Comédie de Valence koordinierte sie ebenfalls im Jahr 2020 die Schreibwerkstatt „Écritures Nomades“.

Annette Bühler-Dietrich
ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur und Theaterwissenschaft an der Universitat Stuttgart. Von 2014 bis 2018 lehrte sie an der Universite Ouaga I Pr Joseph Ki-Zerbo, Burkina Faso. Sie forscht zum zeitgenössischen frankophonen Theater und zur deutschen Literatur.

Charlotte Bomy
geb. 1978 in Frankreich, Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Straßburg und Berlin. Als promovierte Theaterwissenschaftlerin schrieb sie zahlreiche Essays und Artikel über zeitgenössische französische und deutschsprachige Dramatik, Bild-Text-Beziehungen in den darstellenden Künsten und Inszenierungen des Protests. Seit 2012 arbeitet sie als freie Übersetzerin in Berlin und übersetzt deutschsprachige Autorinnen ins Französische. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Lisa Wegener
ist Übersetzerin, Herausgeberin und Kuratorin. Sie übersetzt schwerpunktmäßig feministische und queere Dramatik sowie postkoloniale Werke. Sie hat (mit Charlotte Bomy) die Veranstaltungsreihe Afropéennes – Afropäerinnen kuratiert und die Anthologie „Afropäerinnen – Theatertexte aus Frankreich und Belgien“ realisiert.