Roman Sikoras „Tod eines talentierten Schweins“ und die Methode des kooperativen Übersetzens

16-18 Uhr Drama-Panorama-Café

Kooperatives Theaterübersetzen

Ein Werkstattgespräch für Übersetzer, Autoren und alle Interessierten, in den berühmten, denkmalgeschützten, sozialistisch-funktionalistischen Räumen der Tschechischen Botschaft. Die Übersetzerinnen Kathrin Janka und Barbora Schnelle sprechen über die Methode des kooperativen Übersetzens und stellen ihre dialogisch orientierte Zusammenarbeit an dem Stück „Tod eines talentierten Schweins“ des tschechischen Dramatikers Roman Sikora vor. Sie gehen auf die Möglichkeiten des kooperativen Übersetzens im theatralen Bereich und die sprachlichen und kulturellen Unterschiede des Deutschen und des Tschechischen ein.

19:30 Uhr Lesung und Podiumsgespräch

„Tod eines talentierten Schweins“ von Roman Sikora

es liest: Stefan Kaminski (Deutsches Theater Berlin)

Podium: Roman Sikora (Autor), Barbora Schnelle (Moderatorin, Übersetzerin) und Kathrin Janka (Dolmetscherin, Übersetzerin)

Das monologische Theaterstück „Tod eines talentierten Schweins“ von Roman Sikora äußert sich durch die Metapher eines Schweinelebens kritisch und grotesk zu den Mechanismen des menschlichen Zusammenlebens. Der Schlachthof und Betrieb der Massentierhaltung weckt eine Assoziationskette, die bis zu den Ereignissen des zweiten Weltkrieges reicht. Dabei arbeitet Sikoras existentielles und doch heiteres Stück stets mit scharf geschliffener sprachlicher Klinge und viel schwarzem Humor. In der anschließenden Podiumsdiskussion wird dem Berliner Publikum ein Autor vorgestellt, der äußerst bissig und ironisch auf die Entmenschlichung der heutigen Welt reagiert.

Diese Veranstaltung wurde ermöglicht durch die Unterstützung des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds.

ORT

Botschaft der tschechischen Republik

Wilhelmstrasse 44

10117 Berlin

10.11.2010

GÄSTE

Kathrin Janka, geboren 1969 in Freiburg/Breisgau, studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte, Germanistik und Allgemeine Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU Berlin, in Prag und in Potsdam. Längere Aufenthalte in Frankreich, Russland, Tschechien. Mitarbeit in verschiedenen Ost-Westeuropäischen Kulturprojekten, u.a. 2001 bis 2008 jährliche Mitarbeit beim Potsdamer Theaterfestival „Unidram“. 2002 bis 2007 Mitarbeiterin der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Organisation von Auszahlungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter in Osteuropa), Herausgeberin des Erinnerungsbandes „Geraubte Leben. Zwangsarbeiter berichten.“ (2008). Literaturübersetzerin aus dem Tschechischen und Russischen, Projektentwicklung und Textredaktion im Deutsch-Belarussischen Projekt „Belarus Inside Out“ (2009/10), 2009 Lehrauftrag für Bohemistik an der HU Berlin. Seit 2009 regelmäßig im Netzwerk „Drama Panorama“.

Roman Sikora ist ein tschechischer Dramatiker und Journalist und wurde 1970 in Třinec geboren. Er studierte Regie und Dramaturgie an der Janáček Akademie der musischen Künste in Brno. Heute lebt er in Prag und arbeitet als freier Autor und Redakteur von „Deník Referendum“. Zurzeit bereitet er seine Doktorarbeit zum Thema politisches Theater an der Theaterakademie der musischen Künste in Prag vor. In seinen Theaterstücken reagiert er mit eigensinnigem Humor auf die aktuelle sozial-politische Situation, vor allem in seinem Land. Für sein Stück Antigone weggefegt hat er 1997 den Alfréd-Radok-Preis bekommen (Uraufführung 1997, Studio Marta, Brno). Das Stück wurde in einer Lesung an der Berliner Volksbühne vorgestellt. Zu seinen weiteren Stücken gehören Sodomagomora (UA 1995, Studio Marta, Brno), Der Panzer (UA 1996, Východoslovenské divadlo, Košice), Die Wölfe (UA 1997, Theater Ganz an der Schnur, Brno), Die Unbeweglichkeit (UA 1998, Theater Promiňte, Prag), Die Stützen der Gesellschaft (UA 2000,  Theater Na zábradlí, Prag), Tod eines talentierten Schweins (UA 2008, Theater Polárka, Brno, 2009 als Hörspiel beim Tschechischen Rundfunk 1 ausgestrahlt). Einige seiner Stücke wurden bereits ins Deutsche, Slowakische, Französische und Ungarische übersetzt. Im Jahre 2007 wurde ein viel besprochener Dokumentarfilm über ihn gedreht: „Sikora. Ein kleiner persönlicher Marketingepos“ (Regie Ivo Bystřičan). Sikoras Stücke sind keine Mainstream-Dramatik, seine groteske Sichtweise auf die Gesellschaft, die sich in seine Theaterarbeit spiegelt, birgt ein gesellschaftlich-kritisches Potenzial, das innerhalb der tschechischen Theaterlandschaft einen Seltenheitsstatus hat.

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